SUSANNE TEUPE

TEXTE

Manfred Strecker: „Was davor liegt, was dahinter“

Synagoge Oerlinghausen mit Malerei Susanne Teupes

Die Synagoge Oerlinghausen, die Ausstellungsstätte des Kunstvereins am Ort, stellt für alle Künstlerinnen und Künstler eine Herausforderung dar. Der lichtvolle Raum mit seinen durch Fenster unterbrochenen Wände fordert Disziplin, genaue Konzeption und vielleicht ein Umdenken zusammen mit einigem Wagemut, um eine überzeugende Lösung zu finden.

Die Kölner Künstlerin Susanne Teupe, die vor Jahren in Bielefeld lebte und arbeitete, antwortet auf die Strenge der Synagoge mit neuer Malerei in strengen Hochformaten.
Die Bilder stehen unter dem Thema „Davor – Dahinter“.

Teupe, die in den letzten Jahren eher symbolhafte Motive durchspielte, knüpft damit wieder an den künstlerischen Raumuntersuchungen an, wie man sie von ihren Bielefelder Ausstellungen von früher kennt. Aber sie hat dieses Thema auf erstaunliche Weise weiter getrieben und ihre Malerei souverän weiter entwickelt. Räumlichkeit stellt sie nun dar ohne abstrahierte Figur; jetzt hat der Betrachter in diesen Bildern keinen Stellvertreter mehr, er muß sich selbst zu den Räumen, die ihm die Malerei Teupes erschließt, in eine Beziehung setzen.

„Davor – Dahinter“ beschreibt ein weitgestecktes Feld malerischer Probleme. Susanne Teupe wählt daraus das Motiv der Öffnung. Durch Öffnungen lässt sie Farbe aus dem Hintergrund nach vorn dringen; was davor, was dahinter erscheint, das scheint in einen Wiederstreit zu geraten. Andere Werke eröffnen hinter schwindender Schwärze lichtvolle Räume in der Tiefe des Bildes.

Raumöffnungen markieren Übergänge, Raumöffnungen fordern uns auf, sie zu durchschreiten oder den vielleicht riskanten Schritt hindurch zu lassen. Furcht oder Gleichgültigkeit, Wehmut über Zurückgelassenes, Neugier oder Hoffnung begleiten uns bei biographischen Übergängen.
So haben Teupes Raumuntersuchungen nicht nur ästhetischen Reiz, ihre Bilder choreografieren lebensbedeutsame Stimmungen.


Von Manfred Strecker, Neue Westfälische Kultur (2002)

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